Umsetzung des Inklusionsgedankens in der Montessori-Schule Göttingen

Die Grundpfeiler des Montessori-Konzepts sind in besonderer Weise geeignet, inklusive Schule zu gestalten. Die Kerngedanken von inklusiver Schulkultur:

  • Teilhabe aller SchülerInnen an allen Lern- und Unterrichtsprozessen,
  • ein Willkommensein aller SchülerInnen so wie sie sind,
  • ein wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander
  • Vertrauen in die Entwicklungskräfte aller Beteiligten
  • Unterrichtsformen, die der Vielfalt der SchülerInnen entsprechen

werden durch die Organisationsformen (u.a. Jahrgangsmischung, Freie Wahl der Arbeit, Vorbereitete Umgebung mit den Montessorimaterialien) und die Philosophie der Schule (s. Schulkonzept) ermöglicht.

Jahrgangsmischung: Dadurch ergibt sich per se, dass es kein einheitliches Lernniveau in einer Klasse gibt, sondern die Verschiedenartigkeit die alltägliche Erfahrung für jedes Kind darstellt. Das Motto könnte lauten „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Jedes Kind erfährt von Anfang an „Jeder ist anders“. In diesen Jahrgangsmischungen befinden sich auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die genauso so selbstverständlich ihren Platz haben, wie jedes andere Kind. Jeder lernt von jedem. Unterschiedliche Lernstände ergänzen und bereichern sich. Die Kinder helfen sich untereinander. So ist auch ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein Mosaikstein unter vielen und bereichert auf seine Weise den Lernprozess aller. Die Schüler entwickeln soziale Kompetenz, dadurch dass sie ihre Verschiedenartigkeit in Gruppenlernprozesse einbringen und so jeder mit seinen Stärken beitragen kann.

Vorbereitete Umgebung: Die Klassen sind ausgestattet mit Montessorimaterial. Dies ist Entwicklungsmaterial – Schlüssel zur Welt -, das den Kindern ermöglicht, Erfahrungen sinnlich und exemplarisch zu machen. Erfahrungen können beliebig oft wiederholt werden, bis das Kind gesättigt ist und zum nächsten Schritt aufbrechen kann. Jedes Material kann auf unterschiedlichen Niveaus vermittelt und bearbeitet werden. Von der konkret sinnlichen Ebene bis zur Abstraktion sind alle Schattierungen möglich und auch gleichzeitig umsetzbar. Die Materialien werden in Form einer Dreistufenlektion eingeführt: 1. Darbietung der Lehrkraft (sparsame Sprache, deutliche Gestik, evtl. Verschriftlichung von Fachwörtern), 2. Nachahmen des Kindes, Handeln, Einbeziehung von Bewegung, passiver Wortschatz, 3. Aktive  Anwendung, Aktiver Wortschatz, Vorbereitung der Abstraktion. So arbeiten alle Kinder einer Klasse mit dem gleichen Materialpool. Ein Spezialmaterial ist in der Regel nicht notwendig.

Freie Wahl der Arbeit: Jedes Kind entscheidet, woran es arbeitet, wie lange, wie oft. Die Lehrerin führt das Kind in ein Material ein, zeigt die weiterführenden Arbeiten. Die Darbietung wird den Kindern angepasst, die in einer Gruppe sind, dabei gibt es immer unterschiedliche Lernvoraussetzungen. Das Angebot an weiterführenden Arbeiten muss verschiedenen Lernbedürfnissen und verschiedenen Lernniveaus Rechnung tragen. Evtl. wird das Kind mit sonderpädagogsichem Förderbedarf von der Förderlehrerin oder der Klassenlehrerin in der Wahl beraten, aber nicht zwingend.

Förderschwerpunkte: An der Montessori-Schule Göttingen gibt es Schüler mit zur Zeit folgenden Förderschwerpunkten: Lernen, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Hören, Sprache. Sie sind unterschiedlich in den Klassen verteilt. Für alle Förderschwerpunkte sind die unter Punkt 2 aufgeführten Organisationsstrukturen gültig.

Die verschiedenen Förderschwerpunkten finden durch folgende besonderen Vorgehensweisen bzw. Materialien im Lernprozess Berücksichtigung (exemplarische Darstellung):

  • Lernen: immer Darbietung durch 3-Stufen-Lektion (Beobachten, handeln, selbständiger Transfer mit Hinführung zur Abstraktion); Einbeziehung verschiedener Sinne (visuell, akustisch, taktil, propriozeptiv) durch die Art der Darbietung und des Materials
  • Geistige Entwicklung: zahlreiche Übungen des täglichen Lebens gehören von Anfang an zum Klassenleben dazu, wie Tische putzen, fegen, Mülltrennung. Für die Kinder gibt es zahlreiche Möglichkeiten des Übens im lebenspraktischen Bereich; sogenannte „going-outs“ aller Kinder in kleinen Gruppen auch zu einfachsten Aufträgen, wie Einkaufen von Mineralwasser im nahegelegenen Supermarkt, bezahlen, Wechselgeld erhalten, Pfandflaschen zurückbringen usw.; Einführung aller Unterrichtsinhalte mit konsequentem Einstieg auf der handelnden Ebene – alles ist taktil erfahrbar.
  • Körperliche und motorische Entwicklung: im Umgang mit allen Materialien Förderung der Feinmotorik (z.B. Dreipunktgriff bei geometrischer Kommode und Bruchrechenkreisen u.v.m.), Förderung der Verbindung der beiden Hirnhälften durch Überkreuzung der Körpermittellinie beim Arbeiten mit dem Material, Förderung der Grobmotorik und Koordination bei verschiedenen Übungen (z.B. Hierarchie der Zahlen, Erarbeitung des Stellenwertsystems bis 9999, Erarbeitung der verschiedenen Winkel); Übungen zu „Gehen auf der Linie“; Tragen von Dingen (Tabletts für Experimente)
  • Sprache: bei der Materialdarbietung Kombination von Gegenständen oder Bildern mit Gestik und sparsamer und sehr deutlicher Sprache (unterstützt durch Mimik und Verschriftlichung von Fach- oder Lernwörtern); bei den Auftragskästen im Bereich Sprache Kombination von Lesen und Handlung; Einführung der Steigerungsformen des Adjektivs durch szenische Darstellung; Einführung der Wortarten durch Symbole (z.B. Verb durch die rote Kugel)

Termine

26.04.2024

Tag der offenen Tür von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr!