Maria Montessori erkannte bereits sehr früh, welche Bedeutung die Bewegung und die Sinnesschulung für das Lernen haben. Das Kind arbeitet im Lernprozess mit speziellen Materialien, die ein Lernen auf mehreren Kanälen möglich macht: Seh-, Hör-, Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn sowie der Muskelsinn werden gefordert und gefördert. Bewegung und die Entwicklung der Intelligenz gehen Hand in Hand. Anders als beim herkömmlichen Frontalunterricht kann sich das Kind für die Freiarbeit in unseren Klassen frei bewegen, natürlich im Einklang mit den Verhaltensregeln. Es holt sich das Material seiner Wahl und bringt es nach Gebrauch zurück. Es kann an seinem Platz oder auf dem Fußboden arbeiten. Das Material fordert in sich zu sinnvollen Bewegungen heraus. So wird das Muskelgedächtnis aktiviert, und Inhalte die auf diese Weise gelernt wurden, sind im Langzeitgedächtnis gespeichert.
Der pädagogische Kernsatz der Montessoripädagogik  „Hilf mir, es selbst zu tun!“ bedeutet, dass der Erwachsene dem Kind eine für das Lernen förderliche Umgebung schaffen und als Helfer zur Verfügung steht. Montessori-Lehrkräfte sind im Beobachten geschult. Sie haben gelernt, den Menschen mit seinen Bedürfnissen und seinem Potential zu erkennen, das in dem jeweiligen Kind verborgen ist. Um das selbst bestimmte Lernen zu ermöglichen sind in unserer Schule die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen worden:

In der „Vorbereiteten Umgebung“ eines Klassenraums befindet sich das Curriculum in materialisierter Form. Zu allen Themen und Fachbereichen gibt es besondere didaktische Materialien. Die Aufgabe des Lehrers ist es, das Kind mit den Materialien in Kontakt zu bringen – wir nennen dies eine Darbietung geben. Danach wählt das Kind eine der möglichen weiterführenden Arbeiten. Der Lehrer beobachtet, versucht, die Hindernisse zu identifizieren, bringt evtl. das Kind neu in Kontakt mit dieser oder einer besser geeigneten Arbeit. Das Ziel ist, dass das Kind sich in eine Arbeit vertieft. Dabei bestimmt das Kind, wie lange, wo und mit wem es diese Arbeit macht. Die Lehrkraft schafft das „Geländer“, das dies möglich macht.


Die Rolle des Lehrers
Kinder sind verschieden, und nicht jedes Kind möchte zur selben Zeit am selben Ort das Gleiche tun. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, dass das Lernen uns leichter fällt, wenn es ohne Zwang und aus eigenem Antrieb geschieht. Die Freiarbeit ist die zentrale Unterrichtsform unserer Schule. Sie ist an Pflichten, Regeln und Grenzen gebunden, die das Gemeinwohl schützen und bewahren. Sie stellt bestimmte Anforderungen an das Umfeld und die Arbeit des Lehrers. Das Umfeld, in das der Schüler kommt, wenn er die Schule betritt, nennen wir in der Montessorischule „Vorbereitete Umgebung“.

Die Lernumgebung ist so strukturiert, dass das Kind seinen Lernprozess selbst steuern kann. Das oberste Prinzip der Vorbereiteten Umgebung ist, durch ihre Anordnung und Ordnung der Selbständigkeit zu dienen und den Geist freizusetzen. In der Vorbereiteten Umgebung befinden sich Materialien und weiterführenden Impulse zu den Themen der jeweiligen Stufe, die sich aus dem Ansatz der Montessoripädagogik und aus den Niedersächsischen Kerncurricula ergeben. Die Freie Wahl der Arbeit bedeutet, dass das Kind aus der vorbereiteten Umgebung frei wählt, woran es (was?) wie lange arbeiten möchte, ob dies allein, mit einem Partner oder in einer Gruppe (mit wem?) sinnvoller ist und ob es am Tisch, auf dem Fußboden, im Klassenraum oder eventuell auf dem Flur (wo?) arbeitet.

Das Angebot für diese Freiarbeit entspricht seinem Alter und seinem Entwicklungsstand. Der Lernprozess wird täglich dokumentiert und in regelmäßigen Abständen mit den Schülern und ihren Eltern besprochen. Über die Länge eines Schuljahres wird der Lernfortschritt in einem Lernbuch dokumentiert und dem Kind und den Eltern in einem ausführlichen Lernbuch rückgemeldet.
Im Zentrum der Pädagogik Maria Montessoris steht das Kind mit seiner eigenen Geschichte und seiner eigenen Persönlichkeit. Maria Montessori geht davon aus, dass jedes Kind den Impuls zum Wachstum, zur Entwicklung, zum Lernen in sich trägt. Der Erwachsene / die Lehrkraft soll die möglichen Entwicklungswege sensibel wahrnehmen und fördern, mit Respekt vor der Besonderheit eines jeden Kindes. Die Pädagogik Maria Montessoris fußt auf der intensiven Beobachtung des Lernverhaltens von Kindern.


Achtung vor dem Kind